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Phonsavan – Tausend Kurven und ein Feld voller Steinpötte

Vang Vieng hat Spaß gemacht und kam einem wie ein großer Abenteuerspielplatz zwischen den Bergen vor. Seit Monaten aber steht auch schon die Ebene der Tonkrüge auf unserer Wunschliste, weshalb wir von Vang Vieng einen Bus in Richtung Phonsavan buchten.

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Nach einem kleinen Frühstück in unserem Restaurant ging es ab in den Bus nach Phonsavan, wobei wir mehrfach hielten um weitere Reisende einzusammeln. Auch Sien, eine Belgierin, welche wir beim Zip-Lining kennengelernt hatten und Maureen, ihre Reisegefährtin mit Höhenangst, die deshalb nicht beim Zip-Lining dabei war, sammelten wir ein.

Der Bus selber war ein Minibus,wenig bequem aber der einzige Weg. Nach wenigen Kilometern war klar, dass wir am liebsten auf dem Dach des Busses fahren würden. Nicht weil es drinnen unbequem war (war es) oder so, sondern da dort der Blick auf die Landschaft nicht durch eine folierte Scheibe leicht verfälscht wäre. Der Blick war unfassbar und über die komplette Strecke  reihte sich ein traumhaftes Bergpanorama an das nächste, wobei der Minivan auf einer Achterbahn zwischen 400 und 1800 Höhenmetern die unzähligen Kurven passierte. Brücken über Schluchten gibt es hier nicht, die Straße folgt den Formen des Berges, geht dann durch ein Tal und an dem nächsten Berg und das gleiche Spiel erneut. Es dauert lange, aber die Aussicht war einfach nur beeindruckend. Ich hätte – mit saubereren und nicht folierten Straßen ewig durch die Berge fahren können, die Alpen wirken langweilig dagegen und gegen die Kurven ist die Strecke von Chiang Mai nach Pai ein Witz.

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Bei einem Stopp mitten in der Pampa aßen wir ein kleines Mittagessen in einem Restaurant eines kleinen Bergdorfes. Das Essen war ok, die Toilette ekelhaft – alles wie immer also 😉 irgendwann ging es innerhalb von zwei, drei Bergen relativ schnell. Die Vegetation wechselte von tropischen Bergdschungeln auf eine eher mediterrane und trockene Landschaft und dann ging es durch eine Art asiatisches, bergiges Spanien oder Griechenland nur noch wenige Kilometer nach Phonsavan. Dort angekommen schnallten wir die Rucksäcke auf den Rücken und suchten mit Sien und Maureen ein Hotel. Wir schauten uns vier Hostels und Guesthouses in dem Städchen an, teuer und nicht gut oder billig und auch nicht gut … am Ende sparten wir uns das Geld und zogen in einer eher schlechtes Zimmer mit sauberen Betten und einem miserablen Badezimmer. Danach suchten wir nach einem Scooter für den nächsten Tag und einen Ausflug zu der „Ebene der Tonkrüge“. Allerdings ist Phonsavan ziemlich beschissen und eher ein staubiges Straßendorf. Während es in Thailand überall Scooter mit Automatikschaltung und Helm inklusive für 3-4 Euro am Tag gab, kostet in Laos ein Roller normalerweise rund 15 Dollar und in Phonsavan eher 18 Dollar mit Automatik. Am Tag, nicht in der Woche! Ein Fahrrad kostete 30.000 Kip, also etwa 3,50 Dollar (auch frech eigentlich, in Thailand gibt es dafür einen Roller), Maureen hatte sich außerdem bei einem Unfall vor einigen Tagen mit einem Roller an der Wade verbrannt und entsprechend nicht unbedingt geil darauf, da hier Straßen nicht mal annähernd diese Bezeichnung verdient haben, ging es und ähnlich und so entschieden wir uns für die günstigeren Drahtesel. Ein entspanntes Abendessen mit den Mädels in einem Restaurant namens Bamboozle, welches von einem Schotten geführt wird, rundete den Tag ab.

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Frühstück ist in Phonsavan halt auch so eine Sache, am nächsten Morgen fanden wir bei der Nahrungssuche das „Craters“, ein Restaurant mit Bomben vor dem Eingang. Bomben sind hier ein großes Thema, die der Landesteil von Phonsavan gehörte zu den Hauptangriffszielen der USA im Vietnamkrieg. Viele Bomben sind nicht explodiert und liegen noch im hiesigen Boden. Viele sammeln die entschärften Blindgänger oder nutzen sie als Verzierung.Unser Hotel etwa hat im Hinterhof eine Sammlung, das Craters dagegen setzt auf Bomben als Deko vor dem Restaurant.

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Leider war das Essen weniger bombig. Mein Frühstück aus Toast und Fruchtsalat sowie einem Kaffee war ok, in Kikis Sandwich fühlte sich dagegen eine Made bombig. Immerhin lebte sie nach der Hälfte des Sandwichs noch, denn: Was ist schlimmer als eine Made im Sandwich? Eine halbe Made im Sandwich!

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Egal, danach ging es jedenfalls mit dem Fahrrad und in meinem Fall ohne funktionierende Frontbremse elf Kilometer zu Site 1 des Plain of Jars. Die Ebene der Tonkrüge ist der deutsche Begriff und er könnte falscher eigentlich nicht sein (wobei falscher ja auch die Steigerung eines Superlativs und insofern falsch ist). Eine „Ebene“ ist es nicht, stattdessen sind es eigentlich sehr viele verschiedene Fundstellen, verteilt über viele, viele Kilometer und viele Berge. Site 1 ist dabei nur die touristisch am besten erschlossenste und von Bomben geräumte Fundstelle von Tonkrügen. Wobei Tonkrüge auch falsch ist, die bis zu 2,5 Meter hohen und ebenso breiten Krüge sind aus Stein gemeißelt, was zu dem Entstehungszeitpunkt vor 1500-2000 Jahren eine Wahnsinnsarbeit gewesen sein muss.

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Man fährt also (oder schiebt… Kiki, Sien und Maureen hatten da etwas falsch verstanden) mit dem Fahrrad elf Kilometer über teils steile Schotterpisten und landet am Ende in einem Feld. Durch dieses führt ein Weg zwischen hohem Gras und hier finden sich an verschiedenen kleinen Fundstellen Ansammlungen von Krügen. Wofür diese entstanden sind weiß niemand so genau, die Theorien reichen von Bestattungsgefäßen, in welche die Gebeine von zuvor in einer Höhle als Krematorium verbrannten Toten gelegt wurden, über Gefäße für die Metallherstellung hin zu religiösen Gründen. Ich schätze, dass dies ist auch der eigentliche Grund für die Faszination dieser Pötte ist. Eigentlich liegen da halt nur große Steinkrüge in einem Feld, aber wenn man sich mit dem Mysterium beschäftigt und dazu die Gefahr der Bomben, die abseits des Feldes noch immer im Boden liegen bedenkt und dazu die Krater von Bomben aus dem Vietnamkrieg sieht, hat die „Ebene der Tonkrüge“ oder haben die „Felder voller Steinpötte“ eine ganz eigene Magie.

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Als wir gerade wieder an den Fahrrädern angekommen waren und in die Stadt aufbrechen wollten, fing es an zu regnen und wir saßen für etwa eine Stunde unter einem Vordach des Touristenzentrums und quatschen mit den Belgierinnen, bevor wir wieder zurückfuhren. Zurück ging es mehr bergab als bergauf und wieder in der Stadt machten wir die nächste Tour: Durch alle Apotheken des Kaffs. Maureen brauchte eine bestimmte Salbe für ihre Roller-Verbrennung und da Englisch in Laos in etwa so selten ist wie schnelles oder wenigstens stabiles Internet, gestaltete sich die Suche dann doch eher schwierig. Als man dann mit Plan C wenigstens halbwegs fündig geworden war, sind wir nach dem morgigen Maden-Ausflug wieder in das Bamboozle gegangen um dort einen Burger und Fish and Chips zu essen. Müde und satt ab ins Bett, noch ein Mal ins Treppenhaus beleidigt um die absolut unverschämten Chinesen darauf hinzuweisen, dass man nicht um Mitternacht durch das gesamte Hotel seinen fucking anderen Freund herschreien muss, sondern auch einfach hingehen kann und dann geschlafen.

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Lustig war auch die Abfahrt aus Phonsavan: Für 120.000 Kipp (15 Euro pP) kauften wir ein Busticket nach Luang Prabang. Am Morgen (ohne Made, dafür mit Tee und Brownie zum Frühstück in einem anderen Café) holte uns ein Minivan ab, der uns sage und schreibe zu dem 400m entfernten Busbahnhof brachte, wo wir in unseren richtigen Minivan umstiegen, der hier nur 100.000 Kip kostete. Mit diesem fuhren wir los und hielten am ersten größeren Berg nach Phonsavan schon wieder an: Der Fahrer stoppte, nachdem wir ihn zu viert angeschrieben hatten, da unser Reservereifen vom Dach einen ungeplanten Freiheitsdrang verspürte, sich aus den Nylonschnüren löste und wir durch das Rückfenster zusehen konnten, wie er über die Straße davonhüpfte und es sich im Graben einige hundert Meter den Berg hinunter bequem machte. Immerhin traf er dabei niemand anderes. Erst nachdem wieder alles verzurrt wurde, ging es wieder durch das beeindruckende Bergpanorama weiter nach Luang Prabang.

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2 Kommentare zu “Phonsavan – Tausend Kurven und ein Feld voller Steinpötte

  1. Ralf Goffin

    Hallo Lars,

    darf ich auf meinem Spurensucher-Blog (www.spurensucher.eu) Eure tollen Steinpottbilder von Phonsavan verwenden? Mein Blog ist nicht kommerziell. Wäre auch schön, wenn ich zwecks Größenverhältnis-Auslotung auch eine Person von Euch mit drauf haben dürfte.
    Selbstverständlich würde ich auf Euren Blog verweisen bzw. auch verlinken.

    Freue mich über eine kurze Antwort. Lieben Gruss, Ralf

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