In Stung Treng hatten wir uns in einem Café/Restaurant/Fahrradverleih/Reisebüro ein Ticket für einen Minibus zu den 4000 Inseln und eine Überfahrt nach Don Det für 12 Dollar gekauft. Insgesamt waren wir damit inklusive Hotel günstiger unterwegs, als noch bei dem frechen Reisebüro-Abzocker in Phnom Penh, alles richtig gemacht also. Also?
Am nächsten Morgen gingen wir erstmal zu dem Punkt vor dem Reisebüro in Stung Streng, an welchem wir aufgesammelt werden sollten. Direkt an der Canadian Bank sollte man meinen, dass man auch noch schnell ein paar Dollar abheben könnte, um für den Notfall genug Schmiergeld an der Grenze dabei zu haben.
Tatsächlich hat die ATM an der Canadian Bank nicht wie gewünscht Dollar ausgespuckt. Trotz gedeckten Konten wurde bei jedem Betrag gesagt, dass wir unser Limit überzogen hätten. Erst nach einer Wanderung durch das halbe Städtchen bekamen wir dann an einer anderen Bank 100 Dollar, die Canadian Bank hatte in der ATM offenbar einfach nur keine Dollar-Noten mehr. Mit einer 100 Dollar-Note wollten wir aber nicht zur Grenze, stattdessen fragte ich zurück an der Canadian Bank, ob man es in Kipp wechseln könnte – konnte man natürlich nicht, die Bank wechselt nicht in Kipp. Wenigstens habe ich meinen 100 Dollar-Schein in kleinere Scheine wechseln lassen können.
Dann ging es in den Minibus mit einigen anderen Touristen. Alle Rucksäcke verstaut und noch an zwei anderen Punkten für weitere Mitreisende gehalten, war der Minibus dann voll… sollte man meinen. Tatsächlich ging es noch immer nicht zur Grenze, sondern zu einem Hotel, an welchem unsere Rucksäcke aus-, die letzte Sitzbank umgeklappt und über eine halbe Tonne Mangos (!mindestens!) eingeladen wurde, sodass es sogar für unsere Rucksäcke eng wurde. Erst dann ging es mit tiefergelegter Hinterachse in Richtung Grenze.
Es ist absolut empfehlenswert, die Achse mit Hilfe einiger hundert Kilogramm Mangos tieferzulegen, da auf den komfortablen Straßen in Richtung Grenze keinerlei Schlaglöcher zu erwarten sind. Gut, mit etwa zwei Sekunden nachdenken hätte der Fahrer bemerken können, dass der Slalom um die Schlagkrater und Schlaggruben auf der „Straße“ in Richtung Grenze einfacher gewesen wäre, hätte man den Bus nicht tiefer gelegt, aber so sind die Leute hier halt. Nach zwanzig Kilometern durch die absolute Pampa mit einem unfassbar geringen Tempo wegen den vielen Kratern im Asphalt, die nur ab und zu jemand mit dem Kies daneben zuschütten müsste, erreichten wir jedenfalls endlich die Grenze, wobei wir uns über einen Japaner neben uns lustig machten, der permanent die Pampa direkt neben der ruckeligen Straße filmte – die armen Verwandten, die sich den Mist anschauen müssen.
Irgendwo im Nirgendwo darf man dann am letzten Außenposten Kambodschas erstmal zwei Dollar abdrücken für einen Ausreisestempel, der in jedem zivilisierten Land der Welt gratis ist. Ich musste mich allerdings nur eine Minute aufregen, mit der Botschaft und einem Beweisfoto und einer Forderung nach einer Quittung drohen, bis wir unseren Stempel dann gratis bekommen haben. Danach läuft man 150 Meter bis zu einem Schlagbaum nach Laos, an welchem wir ignoriert wurden und dann noch einmal 100 Meter bis zur laotischen Grenze. Hier wurde es dann richtig nervig. Das Visum war mit 30 Dollar günstiger als erwartet. Allerdings stand neben dem offiziellen Aushang das übliche selbstgedrucke Blatt Papier, welches zusätzlich nach einem Dollar ausgedachter Bearbeitungsgebühr fragte. Da hinter uns eine Gruppe Chinesen kam, haben wir einfach nur 30 Dollar und unsere Pässe als letzte Truppe aus dem Minibus eingereicht und uns schnell verdrückt, bevor der Beamte nach den zwei Dollar fragen konnten. Um dann keine Probleme mit den zig Chinesen zu bekommen, haben wir die zwei Dollar dann schon mal gespart gehabt. Bei der Ausgabe der Pässe am nächsten Schalter kam dann die nächste Abzocke: Zwei Dollar für einen Einreisestempel, der in jedem zivilisierten Land gratis ist. Wir mussten tatsächlich 15 Minuten diskutieren und so tun als hätten wir den korrupten Beamten davor schon unser letztes Geld gegeben, bis wir auch hier endlich unsere Stempel hatten. Fünf Dollar pro Person an einem Grenzübergang mit einigen Touristen am Tag sind eine Menge Geld für korrupte Staatsdiener in Ländern mit einem Durchschnittseinkommen von rund 1000 Dollar im Jahr.
Danach ging es endlich im Bus weiter. Die Straßen in Laos waren dabei allerdings bedeutend besser, sodass wir schneller voran kamen. Der Busfahrer wollte dann Zeit sparen uns setzte uns an einer Querstraße zu den Inseln ab, bezahlte zwei Tuk-Tuk-Fahrer, dass sie die Truppe dann zum Ableger Richtung Insel fahren und fuhr weiter. Seltsamer Service, uns aber egal, Hauptsache es ging weiter in Richtung Insel. Am Ableger ging es dann auf wackelige Boote im riesigen Mekong und dann an einigen Inseln im Sonnenuntergang vorbei ab in Richtung Don Det.
Auf der Insel selber setzten wir uns erstmal in das erstbeste Restaurant, bestellten unser erstes BeerLao und suchten dank örtlichem WiFi nach einer Bleibe. Auf TripAdvisor bestätigte sich dann schnell unser Eindruck, dass das Restaurant nichts taugt, weshalb wir kein Essen bestellten, sondern weiterzogen. Alle Hotels und Restaurants auf der Insel heißen gefühlt „Riverside“, „Sunset View“ oder „Sunrise View“, ein Restaurant heißt Street View, liegt direkt am Fluss und wird von einem Australier geführt, der sich über die Namen hier lustig macht. Hier aßen wir erstmal richtig gute Burger mit 200 Gramm frischen Rindfleisch gebraten. Im WiFi entschieden wir uns dann für das „Crazy Gecko“, ein wohl gemütliches Guesthouse direkt am Mekong. Im Dunkeln ging es weiter Richtung Crazy Gecko, leider gab es aber keine freien Zimmer mehr. Inzwischen war es stockfinster und unsere Laune auch schon mal besser, also nochmal auf Anfang. Irgendwann fanden wir dann das Green Guesthouse, eine Alternative, welche wir vorher bereits im Auge hatten. 12 Dollar die Nacht, AC, sehr sauber und gut – wir hatten unsere Bleibe gefunden. Leider schlüpfte mit uns eine große Kackerlake in das Zimmer und versteckte sich hinter der Tür. Nachdem wir im Zimmer waren und die Tür hinter dem Hotelheini schlossen, haben wir das Vieh erst gesehen. Kiki „Aaaaah, Lars, da sitzt eine große Kakerlake hinter der Tür“ „Was sollen wir machen?“ „Den Typ vom Hotel wieder holen?“ „Ein neues Zimmer suchen?“. Kiki öffnete die Tür und die Kackerlake flüchtete in die Nacht, auch das gehört hier zu der Insel. Wie auch ein großer Skorpion, auf den ich auf der Hauptstraße fast gelatscht wäre. Mitten im Mekong, umgeben von Dschungel sind die Tiere hier halt ein bisschen abgefuckt.
Am nächsten Tag gaben wir erstmal unsere Wäsche ab, frühstückten in Ruhe und wanderten dann eine Runde um Don Det. Die Insel ist etwas über drei Kilometer lang und während der Norden mit Hotels und kleineren Shops gefüllt ist, finden sich im Süden Reisfelder und Wasserbüffel am Ufer des Mekong. Die Hauptstraße ist ein Witz, eher eine Sandpiste über die ab und zu ein Roller fährt, dazu Brücken, die aus brüchigem Holz, rostigen Nägeln und viel Hoffnung bestehen. Die Insel ist einfach toll, so habe ich mir Südostasien vorgestellt.
Wir aßen im Little Eden zu Abend. Ein teures Hotel und ein teures Restaurant, beides absolut überbewertet. Das Essen war ok, aber zu wenig, der Service mies und der Besitzer hinter dem Laptop einfach unfreundlich – lediglich der Ausblick auf den Sonnenuntergang über den Fluten des Mekong war absolut herausragend. Danach ging es dann erstmal zu Mr. Mo, um dort eine Kayaktour für den nächsten Tag zu buchen. Mit rund 22 Euro pP nicht gerade günstig, dafür aber inklusive Frühstück und Mittagessen sollte es auf den Mekong, in den Dschungel und zu Flußdelfinen gehen.
Am nächsten Morgen frühstückten wir also bei Mr. Mo. Dem Restaurant, wo wir am ersten Tag gestrandet waren, welches nicht so gut sein sollte. Tatsächlich waren die Panncakes eher Crepê und Kikis Chickensandwich etwas klein, aber schlecht war das Essen nicht, nur der Service eher so lala. Gestärkt bekam jeder eine Schwimmweste und ein Drybag, in welchem wir Kamera, Handtücher und Geldbörse verstauten. Ohne irgendeine Anweisung ging es danach ins Kayak und ab auf den Mekong. Die Fluten hier am Ende der Regenzeit sind seltsam. Braun und die Strömung kann innerhalb von einem Meter gefühlt drei mal ihre Richtung wechseln, was schnell zu Ausflügen in die hiesige Botanik endet.
Auf der anderen Seite des Mekong, einige Kilometer die Strömung hinab, ging es dann wieder runter von dem Kayak. Durch ein Dorf, einige Reisfelder und ein Stück Dschungel bis zu einem Wasserreservoir, über welches ein mehr als wackeliger Steg führte. Über diesen musste man nun gehen – ohne das „Geländer“ zu berühren, da sonst alles umgekippt wäre – um zu dem ersten Wasserfall der Tour zu gelangen. Von oben ein imposanter Anblick, nachdem man eine steile, von Termiten zerfressene Treppe aus einigen Bambusstöcken hinabgekleckert war von unten noch beeindruckender. Wir setzten uns erstmal in die sicheren Fluten und genossen den Anblick und Krach des Wasserfalls, andere duschten in einem Seitenarm der Kaskade.
Nach einem Rückweg über den wackeligen Steg, Dschungel, Reisfelder und Dorf ging es dann wieder mit dem Kayak den Mekong hinab, nun zu einer anderen, größeren Insel. Überrascht wurden wir hier von einem weißen Gibbonbaby. Die Mutter des Kleinen wurde angeblich von vietnamesischen Wilderern erschossen und so wird der Kleine hier nun aufgezogen und ausgebildet, Kokosnüsse von den Palmen zu holen. In der gebuchten Tour war keine Rede von einem Affenbaby und auch vor Ort wollte man kein Geld, um den Kleinen auf den Arm nehmen können. Bei Kiki schmiegte er sich sofort an die Brust und fiepste, als er herunter genommen wurde. Viel süßer ging es kaum, ein unerwartetes Highlight der Tour.
Auf der Insel selber musste man ein gutes Stück wandern, um zu einem der größten Wasserfälle Südostasiens zu gelangen. In den Fluten stehen Konstukte aus Holz, mit welchem die Einheimischen bis zu 1000 Kg Catfish an einem Tag aus dem Wasser ziehen – allerdings in der Regenzeit, bei uns waren die Reusen leer. Über einem Lagerfeuer wurden Spieße mit Gemüse und Fleisch für uns gegrillt und wir aßen im Wasserfall ein zwar schlichtes aber sättigendes Mittagessen mitten im Dschungel.
Nach dem Mittagessen ging es zu Fuß weiter immer tiefer in den Dschungel. Hierhin hatten andere Mitarbeiter von Mr. Mo die Kayaks verfrachtet. Durch enge Gassen mit teils heftiger Seitenströmung ging es durch das Gestrüpp des Dschungels in Richtung Long Island. Mitten im grün sich von Kayaks treiben zu lassen ist einfach beeindruckend. Irgendwann ging es dann aber raus aus dem Dschungel auf einen großen See. Hier soll man sechs der letzten rund 70 Irawadidelfine der Welt sehen können, ein Tier war hier erst vor Monaten in einem Fischernetz gestorben. Überfischung macht den Tieren zu schaffen und in der Regenzeit verstecken sie sich daher komplett – weshalb wir auch keine Tiere gesehen haben. Allerdings erzählte unser Guide von Laos, wie sich das Land entwickelt und dass der Jahresverdienst bei rund 1000 Dollar liegt. Wir seien lucky people, dass wir uns das hier so leisten können. Und in wenigen Jahren seien alle Delfine weg, so wie viele Chinesen hier dem Land zusetzen, würden diese keine Chance haben.
Wir paddelten weiter den Mekong herunter zu einem Anleger, an welchem ein Truck auf uns wartete. Die Kayaks wurden aufgeladen und wir fuhren wieder den Mekong hinauf. Unterwegs hielten wir an einer ATM, welche es auf den Inseln nicht gibt. Oberhalb von Don Det wurden die Kayaks dann wieder ins Wasser gelassen und wir ruderten zurück auf die Insel. Eine tolle Tour, auch wenn der betrunkene Guide teils etwas seltsam war. Auf der Insel suchten wir erst ein anderes Restaurant, verliefen uns leicht in den Reisfeldern und hatten dezent Bammel vor den Giftschlangen hier, am Ende fanden wir dann wieder das Crazy Gecko, aßen lecker zu Abend und bekamen auch ein Zimmer für den nächsten Tag angeboten, welches wir sofort nahmen. Teurer als das Green Guesthouse, ohne AC, dafür aber mit Hängematten über dem Mekong.
Also haben wir am nächsten Tag ausgeschlafen, gepackt und sind dann zum Crazy Gecko gewandert. In den Hängematten gesellte sich eine junge schwarz weiße Katze zu uns, welche von Kiki Murmel getauft wurde und mit uns den Tag in der Hängematte schlief. Gemütlich verbloggten wir die letzten Tage und entspannten einfach auf der Insel. Abends haben wir dazu wieder im Geckos gegessen, nachdem wir Bustickets für den nächsten Tag nach Pakse gebucht hatten. Nachdem wir unser Moskitonetz aufgebaut hatten ging es ab in die Falle und nach einem großen Frühstück am nächsten Morgen mit dem Boot runter von der Insel in den Bus nach Pakse. Die 4000 Islands haben uns sehr gut gefallen, ein Ort der zwar inzwischen fließend Wasser und Strom hat, trotzdem aber zwischen den Reisfeldern eine Ruhe ausstrahlt, welche es in sich hat. Wir vermissen Murmel jetzt schon.
Vielen lieben Dank für den hilfreichen Artikel! Sehr schön Blog.